Was ist chronische Erschöpfung und wann sollten Sie handeln?
Viele Menschen fühlen sich ständig müde, abgeschlagen oder antriebslos – und halten das für normal. Doch wenn selbst ausreichend Schlaf keine Besserung bringt, könnte eine chronische Erschöpfung dahinterstecken. Es lohnt sich, genauer hinzuschauen und die Warnsignale des Körpers ernst zu nehmen.
Im Podcast „Gesund werden & gesund bleiben“ spricht Dr. Andreas Schwarzl mit Timon Hartung über die eigentlichen Ursachen. Außerdem geht es darum, wie Betroffene ihre Energie zurückgewinnen können.
Chronische Erschöpfung erkennen: Symptome & Abgrenzung zur normalen Müdigkeit
Typische Symptome körperlicher und seelischer Erschöpfung
Die Anzeichen können vielfältig sein und betreffen sowohl Körper als auch Psyche:
- Bleierne Müdigkeit trotz ausreichend Schlaf
- Antriebslosigkeit und Lustlosigkeit
- Stimmungsschwankungen oder depressive Verstimmungen
- Konzentrationsprobleme
- Müdigkeit nach dem Essen oder ab dem späten Nachmittag
Wie Dr. Schwarzl aus seiner Praxis berichtet, beschreiben viele Patienten das Gefühl, als wäre der Akku komplett leer. Und das trotz ausreichender Ruhephasen.
Der Unterschied zur akuten Müdigkeit
Es ist wichtig, zwischen vorübergehender und chronischer Erschöpfung zu unterscheiden. Akute Müdigkeit ist meist zeitlich begrenzt und hat eine klare Ursache: Nach einer schlechten Nacht, bei Jetlag oder nach einer Geburt kennen die meisten Menschen dieses Gefühl. Die Erschöpfung verschwindet jedoch wieder, sobald die Ursache behoben ist.
Chronische Erschöpfung hingegen bleibt oft über Wochen oder Monate hinweg. Sie lässt sich nicht durch äußere Faktoren erklären. Selbst nach Urlaub oder längeren Ruhephasen kehrt die Energie nicht zurück.
Die 7 Ursachen für chronische Erschöpfung
1. Mikronährstoffmangel
2. Hormonelle Dysbalancen
Unser Hormonsystem ist ein komplexes Netzwerk, das unser Energielevel massiv beeinflusst. Schilddrüse, Nebennieren und Geschlechtshormone spielen dabei eine zentrale Rolle. Oft liegt beispielsweise ein Cortisol-Ungleichgewicht vor, besonders bei chronischem Stress.
3. Dysbalance im vegetativen Nervensystem
4. Nicht regenerativer Schlaf
Sie schlafen lange genug, wachen aber trotzdem wie gerädert auf? Ursachen können fehlende Tiefschlafphasen, Alkoholkonsum am Abend, zu viel Bildschirmzeit vor dem Schlafengehen oder innere Unruhe sein. Dr. Schwarzls Empfehlung: Eine Optimierung der Schlafhygiene und der Melatoninproduktion kann Abhilfe schaffen.
5. Mitochondrien-Funktionsstörungen
6. Gestörte Darm-Hirn-Achse
Die Verbindung zwischen Darm und Gehirn ist intensiver, als viele vermuten. Ein Ungleichgewicht im Darm – beispielsweise durch Candida-Überwucherung, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder eine gestörte Darmflora – kann sich direkt auf Stimmung und Energielevel auswirken.
Dr. Schwarzl beobachtet dies in seiner Praxis häufig: „Wir sehen oft: Wenn wir den Darm sanieren, kommt die Energie zurück.“ Ein Zusammenhang, der in der konventionellen Medizin oft unterschätzt wird.
7. Psychische Belastung & Stress
Wie Dr. Schwarzls Team helfen kann
„Alles nur Kopfsache!“ Diese Aussage greift zu kurz. Chronische Erschöpfung hat in der Regel eine biologische Grundlage, die sich durch moderne Diagnostik aufdecken lässt. Deshalb arbeiten Dr. Schwarzl und sein Team mit einem ganzheitlichen Ansatz:
- Vollständige Anamnese & Labordiagnostik: Über die Standardwerte hinausgehende Untersuchungen können verborgene Ursachen aufdecken.
- Ursachenspezifische Therapien statt Symptombehandlung: Der Fokus liegt darauf, die Wurzel des Problems anzugehen, nicht nur die Symptome zu lindern.
- Interdisziplinäres Team: Psychologen, Sportwissenschaftler, Mikrobiom-Experten und weitere Spezialisten arbeiten zusammen.
Wie Dr. Schwarzl erklärt, gibt es selten nur einen Auslöser: „Meist sind es drei bis vier Stellschrauben, die wir gezielt anpassen können, um eine Verbesserung zu erreichen.“
Häufige Irrtümer über chronische Erschöpfung
„Die Blutwerte waren okay – also ist alles in Ordnung.“
„Sport hilft immer!“
„Es geht bestimmt von selbst wieder weg.“
Abgrenzung zum Erschöpfungssyndrom ME/CFS
Das Chronische Erschöpfungssyndrom ist ein eigenständiges und schwerwiegendes Krankheitsbild. Es wird medizinisch auch als ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom) oder auch “systemic exertion intolerance” bezeichnet. Die Krankheit unterscheidet sich von allgemeiner chronischer Erschöpfung.
Viele Betroffene erleben eine extreme Form der Fatigue. Das zentrale Merkmal dieses Syndroms ist die Post-Exertional Malaise (PEM): Die deutliche Verschlechterung des Erschöpfungszustands bereits nach geringster körperlicher oder kognitiver Anstrengung. PEM gilt als diagnostisch zentraler Befund. Zu den typischen Symptomen gehören neben chronischer Fatigue auch Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen, Schwindel, geschwollene Lymphknoten, Halsschmerzen sowie Muskel- und Gelenkschmerzen. Die Erkrankung kann durch eine Infektion ausgelöst werden.
Die medizinische Behandlung wird noch intensiv erforscht. Aktuell existiert keine allgemein anerkannte kurative Therapie. Eine medikamentöse Behandlung kann einzelne Symptome aber lindern. Die NICE-Leitlinie empfiehlt Pacing, also das sorgfältige Einteilen der eigenen Energie. Verhaltenstherapie kann unterstützend wirken, sollte jedoch niemals zu mehr Aktivität drängen.
ME/CFS ist ein medizinisch anerkanntes Syndrom. Wenn Sie den Verdacht haben, an diesem chronischen Erschöpfungssyndrom zu leiden, ist eine spezialisierte ärztliche Abklärung erforderlich.
Soforthilfe: Was Sie jetzt tun können
Wenn Sie den Verdacht haben, unter chronischer Erschöpfung zu leiden, gibt es konkrete erste Schritte:
- Tagebuch führen: Dokumentieren Sie Ihren Schlaf, Ihre Ernährung, Stimmungsschwankungen und Ihr Energielevel über einen längeren Zeitraum hinweg.
- Blutwerte anfordern & dokumentieren: Lassen Sie sich eine Kopie aller Laborergebnisse geben und bewahren Sie diese auf.
- Gezielt messen lassen: Bitten Sie um Untersuchungen von Cortisol, Mikronährstoffen, Darmflora und Herzratenvariabilität.
- Ganzheitliche Unterstützung holen: Suchen Sie einen Arzt oder eine Ärztin, die bereit ist, über die Standarddiagnostik hinauszugehen – beispielsweise Dr. Schwarzl und sein Team.
Sie sind nicht allein!
Egal, wie lange Sie sich schon erschöpft fühlen – Sie sind nicht allein mit diesem Problem. Die moderne Medizin verfügt heute über vielfältige diagnostische und therapeutische Möglichkeiten, um die Ursachen Ihrer Erschöpfung aufzudecken.
Die wichtigste Botschaft von Dr. Schwarzl lautet: „Machen Sie sich keine Sorgen. Ihnen kann geholfen werden – in den meisten Fällen schneller, als Sie denken.“
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