Was ist chronische Erschöpfung und wann sollten Sie handeln?

Viele Menschen fühlen sich ständig müde, abgeschlagen oder antriebslos – und halten das für normal. Doch wenn selbst ausreichend Schlaf keine Besserung bringt, könnte eine chronische Erschöpfung dahinterstecken. Es lohnt sich, genauer hinzuschauen und die Warnsignale des Körpers ernst zu nehmen.

Im Podcast „Gesund werden & gesund bleiben“ spricht Dr. Andreas Schwarzl mit Timon Hartung über die eigentlichen Ursachen. Außerdem geht es darum, wie Betroffene ihre Energie zurückgewinnen können.

Chronische Erschöpfung erkennen: Symptome & Abgrenzung zur normalen Müdigkeit

Der erste Schritt zur Besserung ist das Erkennen der Symptome. Ein chronischer Erschöpfungszustand unterscheidet sich deutlich von normaler vorübergehender Müdigkeit. Dr. Schwarzl bringt es auf den Punkt: „Wenn Sie trotz sieben bis neun Stunden Schlaf morgens nicht aus dem Bett kommen, ist das kein Zeichen von Faulheit, sondern ein Warnsignal des Körpers, das Sie nicht ignorieren sollten.“

Typische Symptome körperlicher und seelischer Erschöpfung

Die Anzeichen können vielfältig sein und betreffen sowohl Körper als auch Psyche:

  • Bleierne Müdigkeit trotz ausreichend Schlaf
  • Antriebslosigkeit und Lustlosigkeit
  • Stimmungsschwankungen oder depressive Verstimmungen
  • Konzentrationsprobleme
  • Müdigkeit nach dem Essen oder ab dem späten Nachmittag

Wie Dr. Schwarzl aus seiner Praxis berichtet, beschreiben viele Patienten das Gefühl, als wäre der Akku komplett leer. Und das trotz ausreichender Ruhephasen.

Der Unterschied zur akuten Müdigkeit

Es ist wichtig, zwischen vorübergehender und chronischer Erschöpfung zu unterscheiden. Akute Müdigkeit ist meist zeitlich begrenzt und hat eine klare Ursache: Nach einer schlechten Nacht, bei Jetlag oder nach einer Geburt kennen die meisten Menschen dieses Gefühl. Die Erschöpfung verschwindet jedoch wieder, sobald die Ursache behoben ist.

Chronische Erschöpfung hingegen bleibt oft über Wochen oder Monate hinweg. Sie lässt sich nicht durch äußere Faktoren erklären. Selbst nach Urlaub oder längeren Ruhephasen kehrt die Energie nicht zurück.

Die 7 Ursachen für chronische Erschöpfung

Die Suche nach den wahren Auslösern ist entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung. Dr. Schwarzl und sein Team haben sieben Hauptursachen identifiziert, die bei der Standarddiagnostik häufig übersehen werden.

1. Mikronährstoffmangel

Mängel bei Eisen, Vitamin B12, Magnesium oder Coenzym Q10 gehören zu den klassischen Ursachen chronischer Erschöpfung, werden aber oft nicht vollständig abgeklärt. Dr. Schwarzl betont: In 99 Prozent der Fälle finden sich seiner Erfahrung nach Mängel, die sich in der Regel beheben lassen, wenn man sie gezielt misst.

2. Hormonelle Dysbalancen

Unser Hormonsystem ist ein komplexes Netzwerk, das unser Energielevel massiv beeinflusst. Schilddrüse, Nebennieren und Geschlechtshormone spielen dabei eine zentrale Rolle. Oft liegt beispielsweise ein Cortisol-Ungleichgewicht vor, besonders bei chronischem Stress.

3. Dysbalance im vegetativen Nervensystem

Eine Überaktivierung des Sympathikus, also des „Kampf- oder Fluchtmodus“, kann zu Dauerstress führen, selbst wenn keine tatsächliche Bedrohung besteht. Die Lösung kann darin liegen, die Herzratenvariabilität zu messen und gezielte Entspannungsübungen wie Bauchatmung oder Biofeedback einzusetzen.

4. Nicht regenerativer Schlaf

Sie schlafen lange genug, wachen aber trotzdem wie gerädert auf? Ursachen können fehlende Tiefschlafphasen, Alkoholkonsum am Abend, zu viel Bildschirmzeit vor dem Schlafengehen oder innere Unruhe sein. Dr. Schwarzls Empfehlung: Eine Optimierung der Schlafhygiene und der Melatoninproduktion kann Abhilfe schaffen.

5. Mitochondrien-Funktionsstörungen

Die Mitochondrien werden oft als „Kraftwerke unserer Zellen“ bezeichnet, denn sie produzieren ATP, unseren wichtigsten Energielieferanten auf zellulärer Ebene. Ist die Funktion dieser Zellorganellen gestört, kann selbst ausgiebige Ruhe keine Besserung bringen. Therapieansätze wie Höhentraining oder gezielte Mikronährstoff-Supplementierung können hier eine große Wirkung zeigen.

6. Gestörte Darm-Hirn-Achse

Die Verbindung zwischen Darm und Gehirn ist intensiver, als viele vermuten. Ein Ungleichgewicht im Darm – beispielsweise durch Candida-Überwucherung, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder eine gestörte Darmflora – kann sich direkt auf Stimmung und Energielevel auswirken.

Dr. Schwarzl beobachtet dies in seiner Praxis häufig: „Wir sehen oft: Wenn wir den Darm sanieren, kommt die Energie zurück.“ Ein Zusammenhang, der in der konventionellen Medizin oft unterschätzt wird.

7. Psychische Belastung & Stress

Dauerstress, Überforderung im Job oder familiärer Druck können nicht nur depressive Symptome verstärken, sondern auch zu Erkrankungen wie Burnout führen. Körper und Psyche sind untrennbar miteinander verbunden. Hier ist professionelle Begleitung entscheidend, um nachhaltige Veränderungen zu erreichen.

Wie Dr. Schwarzls Team helfen kann

„Alles nur Kopfsache!“ Diese Aussage greift zu kurz. Chronische Erschöpfung hat in der Regel eine biologische Grundlage, die sich durch moderne Diagnostik aufdecken lässt. Deshalb arbeiten Dr. Schwarzl und sein Team mit einem ganzheitlichen Ansatz:

  • Vollständige Anamnese & Labordiagnostik: Über die Standardwerte hinausgehende Untersuchungen können verborgene Ursachen aufdecken.
  • Ursachenspezifische Therapien statt Symptombehandlung: Der Fokus liegt darauf, die Wurzel des Problems anzugehen, nicht nur die Symptome zu lindern.
  • Interdisziplinäres Team: Psychologen, Sportwissenschaftler, Mikrobiom-Experten und weitere Spezialisten arbeiten zusammen.

Wie Dr. Schwarzl erklärt, gibt es selten nur einen Auslöser: „Meist sind es drei bis vier Stellschrauben, die wir gezielt anpassen können, um eine Verbesserung zu erreichen.“

Häufige Irrtümer über chronische Erschöpfung

Rund um das Thema kursieren einige hartnäckige Missverständnisse, die eine erfolgreiche Behandlung erschweren können.

„Die Blutwerte waren okay – also ist alles in Ordnung.“

Dieser Trugschluss ist weit verbreitet. In Wahrheit werden viele relevante Werte wie Coenzym Q10, spezifische Mikronährstoffe oder der Cortisolverlauf während des Tages bei Standarduntersuchungen gar nicht erst gemessen. Eine unauffällige Routine-Blutuntersuchung schließt also keineswegs alle möglichen Gründe aus.

„Sport hilft immer!“

Das stimmt so pauschal nicht. Wer zu intensiv oder mit der falschen Methode trainiert, kann seine Erschöpfung sogar noch verstärken. Grundlagenausdauer und individuell angepasste Belastung sind entscheidend. Was dem einen hilft, kann andere überfordern.

„Es geht bestimmt von selbst wieder weg.“

Ohne Anpassung von Verhalten, Ernährung oder therapeutischen Maßnahmen kann sich in den meisten Fällen nichts zum Positiven verändern. Abwarten verschlimmert die Situation häufig nur weiter.

Abgrenzung zum Erschöpfungssyndrom ME/CFS

Das Chronische Erschöpfungssyndrom ist ein eigenständiges und schwerwiegendes Krankheitsbild. Es wird medizinisch auch als ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom) oder auch “systemic exertion intolerance” bezeichnet. Die Krankheit unterscheidet sich von allgemeiner chronischer Erschöpfung.

Viele Betroffene erleben eine extreme Form der Fatigue. Das zentrale Merkmal dieses Syndroms ist die Post-Exertional Malaise (PEM): Die deutliche Verschlechterung des Erschöpfungszustands bereits nach geringster körperlicher oder kognitiver Anstrengung. PEM gilt als diagnostisch zentraler Befund. Zu den typischen Symptomen gehören neben chronischer Fatigue auch Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen, Schwindel, geschwollene Lymphknoten, Halsschmerzen sowie Muskel- und Gelenkschmerzen. Die Erkrankung kann durch eine Infektion ausgelöst werden.

Die medizinische Behandlung wird noch intensiv erforscht. Aktuell existiert keine allgemein anerkannte kurative Therapie. Eine medikamentöse Behandlung kann einzelne Symptome aber lindern. Die NICE-Leitlinie empfiehlt Pacing, also das sorgfältige Einteilen der eigenen Energie. Verhaltenstherapie kann unterstützend wirken, sollte jedoch niemals zu mehr Aktivität drängen.

ME/CFS ist ein medizinisch anerkanntes Syndrom. Wenn Sie den Verdacht haben, an diesem chronischen Erschöpfungssyndrom zu leiden, ist eine spezialisierte ärztliche Abklärung erforderlich.

Soforthilfe: Was Sie jetzt tun können

Wenn Sie den Verdacht haben, unter chronischer Erschöpfung zu leiden, gibt es konkrete erste Schritte:

  • Tagebuch führen: Dokumentieren Sie Ihren Schlaf, Ihre Ernährung, Stimmungsschwankungen und Ihr Energielevel über einen längeren Zeitraum hinweg.
  • Blutwerte anfordern & dokumentieren: Lassen Sie sich eine Kopie aller Laborergebnisse geben und bewahren Sie diese auf.
  • Gezielt messen lassen: Bitten Sie um Untersuchungen von Cortisol, Mikronährstoffen, Darmflora und Herzratenvariabilität.
  • Ganzheitliche Unterstützung holen: Suchen Sie einen Arzt oder eine Ärztin, die bereit ist, über die Standarddiagnostik hinauszugehen – beispielsweise Dr. Schwarzl und sein Team.

Sie sind nicht allein!

Egal, wie lange Sie sich schon erschöpft fühlen – Sie sind nicht allein mit diesem Problem. Die moderne Medizin verfügt heute über vielfältige diagnostische und therapeutische Möglichkeiten, um die Ursachen Ihrer Erschöpfung aufzudecken.

Die wichtigste Botschaft von Dr. Schwarzl lautet: „Machen Sie sich keine Sorgen. Ihnen kann geholfen werden – in den meisten Fällen schneller, als Sie denken.“

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Häufige Fragen (FAQ)

Welche Symptome treten bei körperlicher und seelischer Erschöpfung auf?

Zu den häufigsten Symptomen bei körperlichem und seelischem Erschöpfungszustand gehören anhaltende Müdigkeit trotz ausreichend Schlaf, Konzentrationsschwäche, ein bleiernes Körpergefühl, Erschöpfung bereits nach dem Aufwachen, depressive Verstimmungen und Leistungseinbruch im Alltag. Diese Symptome können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und sollten ärztlich abgeklärt werden.

Wie unterscheidet man akute und chronische Erschöpfung?

Akute Erschöpfung geht mit Symptomen einher, die zeitlich begrenzt sind und klar erkennbare Ursachen wie Jetlag, Schlafmangel oder intensive körperliche Anstrengung haben. Chronische Erschöpfung hingegen bleibt über Wochen oder Monate bestehen, selbst nach Erholungsphasen, und lässt sich nicht immer durch äußere Faktoren erklären.

Kann man chronische Erschöpfung heilen?

In vielen Fällen kann eine deutliche Verbesserung erreicht werden – vorausgesetzt, die Ursache wird erkannt und entsprechend behandelt. Laut Dr. Andreas Schwarzl verbessert sich der Zustand der meisten Patienten durch eine individuell abgestimmte Therapie. Eine vollständige Diagnose ist dabei der Schlüssel.

Wann sollte ich zum Arzt?

Sie sollten einen Arzt aufsuchen, wenn anhaltende Müdigkeit trotz ausreichend Schlaf, gesunder Ernährung und Erholung über Wochen oder Monate bestehen bleibt. Auch zusätzliche Symptome wie Konzentrationsschwierigkeiten, Stimmungstiefs oder körperliche Schwäche können auf eine behandlungsbedürftige Ursache hinweisen. Mit einer Rücksprache beim Arzt sind Sie auf der sicheren Seite.

Was ist der Unterschied zwischen chronischer Erschöpfung und ME/CFS?

Das Erschöpfungssyndrom ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom) ist eine neuroimmunologische Erkrankung mit Post-Exertional Malaise, einer Zustandsverschlechterung nach Belastung. Chronische Erschöpfung kann verschiedene Ursachen haben und ist oft behandelbar, während ME/CFS eine spezifische Diagnose mit strengen Kriterien erfordert und derzeit nicht heilbar ist.