Darmgesundheit fördern: Wie du deinem „zweiten Gehirn“ wirklich hilfst
In der aktuellen Folge des Podcasts „Gesund werden, gesund bleiben“ spricht Host Timon Hartung mit dem erfahrenen Mediziner Dr. med. Andreas Schwarzl über ein zentrales, aber oft unterschätztes Thema: Darmgesundheit. Kaum ein anderes Organ beeinflusst so viele Prozesse im Körper – von der Nährstoffaufnahme über das Immunsystem bis zur mentalen Gesundheit. Denn „70 % des Immunsystems sitzt im Darm – und die Darmbakterien entscheiden, wie es uns geht“, erklärt Dr. Schwarzl.
Der Darm ist nicht umsonst als unser „zweites Gehirn“ bekannt.
Was tun für die Darmgesundheit? Ein Blick auf die Ursachen einer gestörten Darmflora
Viele Menschen leiden unter Symptomen wie Blähbauch, Müdigkeit, Verdauungsbeschwerden oder Entzündungen – und suchen lange nach einer Ursache. Laut Dr. Schwarzl liegt der Ursprung oft im sogenannten Leaky Gut: eine durchlässige Darmschleimhaut, die es Bakterien, Krankheitserregern und Nahrungsbestandteilen erlaubt, in den Körper zu gelangen und dort Entzündungen auszulösen. „Leaky Gut ist ein biochemisches Problem. Wenn die Enterozyten, also die Darmzellen, zu wenig Energie haben, verlieren sie ihre Dichtheit – und dann geht’s los mit Mini-Entzündungen“, so Dr. Schwarzl.
Zu den Ursachen zählen:
- Stress und Cortisol
- Zuckerüberschuss
- Raffinierte Lebensmittel
- Medikamente wie Antibiotika
- Bakterielle Fehlbesiedlung
Probiotika, Präbiotika und fermentierte Lebensmittel: Was hilft wirklich?
Wer seine Darmflora aufbauen will, sollte verstehen, was sie eigentlich braucht. Probiotika sind dabei nützliche Bakterienstämme – doch ohne das richtige Futter können sie sich nicht ansiedeln. „Man kann nicht einfach Blumensamen in den Garten werfen und hoffen, dass eine schöne Wiese wächst“, veranschaulicht Dr. Schwarzl. „Man braucht das richtige Umfeld.“ Deshalb sind Präbiotika wichtig.
Eine abwechslungsreiche Ernährung unterstützt den Darm gesund zu bleiben.
Lebensmittel, die die Darmgesundheit fördern, sind beispielsweise:
- Frisches, nicht pasteurisiertes, fermentiertes Gemüse (z. B. Kimchi, rohes Sauerkraut)
- Ballaststoffreiche Lebensmittel
- Bitterstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe (z. B. aus Kräutern oder Beeren)
Die Darm-Hirn-Achse: Wie deine Psyche vom Darm beeinflusst wird
Ein überraschender Fakt: Die meiste Kommunikation zwischen Darm und Gehirn läuft vom Darm aus – nicht umgekehrt. Über Neurotransmitter wie Serotonin beeinflusst der Darm direkt unser emotionales Wohlbefinden. „Viele depressive Menschen haben einfach einen Serotoninmangel, weil der Darm es nicht mehr aufnehmen kann – oft durch zu viel Fruchtzucker“, erklärt Dr. Schwarzl.
Auch Brain Fog, Konzentrationsprobleme und sogar Schlafstörungen können durch ein Ungleichgewicht im Mikrobiom entstehen. Über die Darm-Hirn-Achse wird klar: Wer seine Darmgesundheit stärken will, unterstützt damit auch seine mentale Gesundheit.
Kinder, Zucker & Prävention: Warum frühe Aufklärung so wichtig ist
Die Vorteile gesunder Ernährung sind weithin bekannt und die Erkenntnisse gelten nicht nur für Erwachsene. Doch besonders Kinder nehmen häufig zu viel Zucker und industriell verarbeitete Lebensmittel zu sich – mit Folgen für ihre langfristige Gesundheit. Dr. Schwarzl arbeitet daher mit Profisportlern zusammen, um Kindern über Vorbilder bessere Ernährungsgewohnheiten zu vermitteln: „Wenn ein Kind versteht, wie sich ein Profifußballer ernährt, kommt es von selbst auf bessere Ideen im Supermarkt.“
Schritt für Schritt zu besserer Darmgesundheit
Es gibt einige Dinge, die man selbst tun kann, um die Darmgesundheit zu verbessern:
- Zucker reduzieren – besonders versteckte Zucker in Joghurts, Säften & Co.
- Langsamer essen & gründlich kauen – für bessere Verdauung
- Industriell verarbeitete Produkte meiden
- Gezielt Pro- und Präbiotika einbauen
- Stressreduktion – auch über Vagusnerv-Aktivierung
- Individuelle Diagnostik (z. B. Stuhlprobe oder Zonulin-Messung) in Zusammenarbeit mit einem Spezialisten
Gut für den Darm – Gut für die Gesundheit
Abschließend lässt sich sagen, dass eine ausgewogene Ernährung und Stressbewältigung die Darmgesundheit fördern. Achtet man auf eine darmgesunde Ernährung, kann man aktiv dazu beitragen, das Mikrobiom im Gleichgewicht zu halten und so die allgemeine Gesundheit zu fördern. Dr. Schwarzl fasst es treffend zusammen: „Der Darm ist die Wurzel des Menschen – wenn du ihn pflegst, gedeiht der ganze Körper“.
Weiterhören lohnt sich: Die Podcast-Reihe mit Dr. Schwarzl
🎧 Jetzt auf Spotify anhören
🎧 Hier bei Apple Podcasts reinhören
Noch mehr Input zum Thema mit Schwerpunkt Fasten
Im Podcast gibt’s auch eine eigene Folge zum Thema Fasten mit Dr. Schwarzl – ebenfalls ein spannender Weg zur Darmregeneration.
FAQ zur Förderung der Darmgesundheit
Wie beeinflussen Ballaststoffe die gesunde Darmflora?
Ballaststoffe können das Wachstum und die Aktivität nützlicher Bakterien im Darm, die eine ausgewogene Darmflora unterstützen, fördern. Sie dienen als Nahrung für diese Bakterien, was das Mikrobiom stärkt und das Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Bakterienarten aufrechterhält. Dies trägt zur allgemeinen Darmgesundheit bei.
Was kann ich tun, um die Zusammensetzung meiner Darmflora zu verbessern?
Eine ausgewogene Ernährung mit reichlich Ballaststoffen, Milchsäurebakterien und anderen probiotischen Lebensmitteln kann die Zusammensetzung der Darmflora verbessern. Auch eine reduzierte Aufnahme von schädlichen Fetten und Zucker ist vorteilhaft für das gesunde Mikrobiom. Neben einer ausgewogenen Ernährung können auch Nahrungsergänzungsmittel Unterstützung bieten.
Wie helfen Nahrungsmittel bei der Darmgesundheit?
Darmgesunde Ernährung, die reich an Nährstoffen ist, kann die Darmflora positiv beeinflussen. Wenn der Speiseplan beispielsweise Kefir enthält, sind wertvolle Milchsäurebakterien enthalten, die das Wachstum nützlicher Bakterien im Dünndarm und Dickdarm unterstützen. Diese Mikroorganismen können helfen, die Darmflora zu stabilisieren und Darmerkrankungen wie Durchfall, Blähungen oder Verstopfung zu reduzieren.
Welche Rolle spielen Fettsäuren für den Darm?
Kurzkettige Fettsäuren, die durch den Abbau von Ballaststoffen entstehen, unterstützen den gesunden Darm, indem sie Entzündungen reduzieren und das Immunsystem stärken. Sie fördern eine ausgewogene Zusammensetzung der Darmflora und tragen zu einem regelmäßigen Stuhlgang bei. Langkettige Fettsäuren wiederum können als wichtige Energielieferanten dienen.