Wie fastet man richtig? Expertenwissen von Dr. Andreas Schwarzl

Fasten ist mehr als nur ein kurzfristiger Ernährungstrend – es ist eine bewährte Methode zur Gesundheitsförderung, die in vielen Kulturen und Religionen tief verankert ist. Doch wie funktioniert richtiges Fasten? In einer spannenden Podcast-Folge von „Gesund werden, gesund bleiben“ spricht Timon Hartung mit Dr. med. Andreas Schwarzl, einem erfahrenen Internisten und Spezialisten für ganzheitliche Medizin, über die empfohlene Herangehensweise, verschiedene Methoden und die gesundheitlichen Vorteile.

Was ist Fasten?

„Fasten ist der bewusste Verzicht auf feste Nahrung über einen bestimmten Zeitraum“, erklärt Dr. Schwarzl. Dabei gibt es unterschiedliche Formen, die von Intervallfasten über Heilfasten bis hin zu Fastenkuren reichen. Der vorübergehende Nahrungsverzicht ist jedoch nicht mit einer Diät zu verwechseln – während Diäten oft auf Ernährungsumstellungen und Kalorienreduktion setzen, geht es beim Fasten um einen gezielten, temporären Verzicht auf Nahrung.

Die gesundheitlichen Vorteile des Fastens

Fasten kann zahlreiche positive Effekte auf den Körper haben, darunter:

  • Regeneration und Zellreinigung (Autophagie): „Fasten aktiviert die Autophagie, ein Prozess, bei dem der Körper alte, geschädigte Zellbestandteile abbaut und recycelt“, erklärt Dr. Schwarzl.
  • Blutzuckerregulation: Durch den Verzicht auf Nahrung sinkt der Insulinspiegel, was besonders bei Typ-2-Diabetes von Vorteil sein kann.
  • Entzündungshemmung: Fasten kann chronische Entzündungen reduzieren, die oft mit Erkrankungen wie Rheuma oder Herz-Kreislauf-Beschwerden in Verbindung stehen.
  • Gewichtsverlust: „Intervallfasten ist eine alltagstaugliche Methode, um langfristig Gewicht zu regulieren und das viszerale Bauchfett zu reduzieren“, so Dr. Schwarzl.
  • Psychische Vorteile: Viele Fastende berichten von besserem Schlaf, mehr Energie und gesteigerter mentaler Klarheit.

Welche Fastenmethoden gibt es?

Dr. Schwarzl beschreibt im Podcast verschiedene Fastenformen:

1. Intervallfasten

Die bekannteste Methode ist das 16:8-Intervallfasten. Hierbei wird 16 Stunden gefastet und in einem Zeitfenster von 8 Stunden gegessen. Alternativ gibt es das 5:2-Fasten: Auf fünf Tage normale Ernährung folgen zwei Tage der Kalorienrestriktion. Weiterhin gibt es das Dinner-Cancelling, also die Methode, bei der man nach 17 Uhr kein Essen zu sich nimmt.

2. Heilfasten nach Otto Buchinger

Diese Methode basiert auf dem Verzicht auf vollwertige Mahlzeiten bzw. fester Nahrung für mehrere Tage. Beim Fasten nach Buchinger sind nur Wasser, Tee, Gemüsebrühe und verdünnter Saft erlaubt.

3. Ansatz nach FX Mayr

„Hier steht nicht nur das Fasten, sondern auch die Darmsanierung im Fokus“, erklärt Dr. Schwarzl. Bei der Methode nach Franz Xaver Mayr spielt bewusstes Kauen und eine gezielte Ernährungsumstellung eine wichtige Rolle.

4. Therapeutisches Fasten

Diese Form wird oft zur Behandlung von Krankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes oder entzündlichen Erkrankungen eingesetzt. Sie erfolgt unter ärztlicher Aufsicht.

Fasten-Anleitung: Der richtige Einstieg

„Um Fasten gesund zu gestalten, sollte nicht von heute auf morgen begonnen werden“, rät Dr. Schwarzl. Eine gute Vorbereitung spielt eine entscheidende Rolle:

  1. Entlastungstage: Reduziere einige Tage vorher Zucker, Alkohol und Kaffee, um Entzugserscheinungen vorzubeugen.
  2. Mentale Vorbereitung: „Fasten ist eine Gewohnheitssache. Viele hängen an bestimmten Essenszeiten, doch sobald man sie durchbricht, wird es einfacher.“
  3. Genug trinken: Wasser, Tee und klare Brühen sind essentiell, um den Stoffwechsel zu unterstützen.

Mit diesen Tipps kannst du dich optimal auf das Fasten vorbereiten und deinen Körper darauf einstellen.

Mythen rund ums gesunde Fasten

Rund um das Thema gibt es einige Mythen, die Dr. Schwarzl aufklärt:

  • „Fasten verursacht Muskelabbau“ – Ein kurzfristiges Fasten führt nicht zum signifikanten Verlust von Muskelmasse, solange ausreichend Proteine zugeführt werden.
  • „Fasten bedeutet Hungern“ – Nein, korrekt durchgeführt, ist Fasten kein qualvolles Hungern, sondern ein bewusster Prozess.
  • „Fasten senkt die Energie“ – Im Gegenteil: Viele Fastende berichten von mehr Energie und mentaler Klarheit.

Fazit: Wie fastet man richtig?

Fasten ist weit mehr als ein Trend – es ist eine wissenschaftlich belegte Methode zur Verbesserung der Gesundheit. Ob als Intervallfasten, Heilfasten oder gezielte Fastenkur, die korrekte Methode hängt von den individuellen Zielen und Voraussetzungen ab.
Wenn du es ausprobieren möchtest, empfiehlt Dr. Schwarzl: „Am besten mit professioneller Begleitung starten, um die positiven Effekte optimal zu nutzen.“
Möchtest du mehr darüber erfahren? Hör dir die komplette Podcast-Folge auf Spotify oder Apple Podcasts an und lass dich inspirieren!

FAQ: Richtig Fasten

Wie lange fasten?

Die Ärztegesellschaft für Heilfasten und Ernährung (ÄGHE) empfiehlt, das Fasten individuell zu gestalten – stets unter fachkundiger Anleitung. Das therapeutische Buchinger-Fasten umfasst beispielsweise meist 2–4 Wochen: Mindestens 6–8 Fastentage, ergänzt durch einen Vorbereitungstag und 3 Aufbautage danach. Bei geringem Ausgangsgewicht oder speziellen Indikationen können kürzere oder längere Kuren sinnvoll sein.

Was muss ich beim Fasten beachten?

Beim Fasten sollten Sie einem strukturierten Plan folgen. Eine gründliche Vorbereitung sowie ein behutsamer Wiederaufbau sind essenziell. Beginnen Sie mit einem Vorbereitungstag und unterstützen Sie Ihren Körper in allen Phasen mit ausreichender Flüssigkeitszufuhr (2-3 Liter Wasser oder Tee). Passen Sie den Fastenplan individuell an und lassen Sie sich fachärztlich begleiten.

Darf ich Alkohol und Nikotin konsumieren, während ich faste?

Während des Fastens sollten Genussmittel wie Alkohol und Nikotin strikt gemieden werden. Diese Substanzen können den Entgiftungsprozess stören, die Leber belasten und die Regeneration beeinträchtigen. Verzichten Sie daher konsequent darauf, um die positiven Effekte des Fastens optimal zu nutzen. Dies unterstützt nachhaltig Ihren natürlichen Heilungsprozess.

Kann ich mit Glaubersalz fasten?

Bei der Nutzung von Glaubersalz während des Fastens sollte besondere Vorsicht gelten. Es kann als Abführmittel wirken und bei unsachgemäßer Anwendung zu Dehydrierung führen. Wer fasten möchte, sollte die Verwendung ärztlich überwachen lassen und nur nach klarer Anleitung verwenden. So vermeiden Sie unerwünschte Komplikationen.

Hilft Fasten bei Krebs?

Bei der Suche nach Heilmitteln stößt man leicht auf das Fasten. Krebs ist jedoch eine ernstzunehmende Krankheit, bei der stets ein Facharzt konsultiert werden sollte. Fasten wird manchmal als unterstützende oder ergänzende Maßnahme betrachtet, ersetzt jedoch keine konventionelle Krebstherapie. Es muss die individuelle Situation sorgfältig medizinisch bewertet werden.