Immer müde? Ursachen, die Ärzte oft übersehen
Viele Menschen kennen das Gefühl: Trotz ausreichend Schlaf, einer halbwegs gesunden Ernährung und vermeintlich ausreichender Ruhe fühlen sie sich immer müde und antriebslos. Genau dieses Thema wurde in der aktuellen Folge von „Gesund werden, Gesund bleiben“ mit Gastgeber Timon Hartung und Dr. Andreas Schwarzl, einem renommierten Experten für integrative Medizin und langjährigen Spezialisten für ganzheitliche Diagnostik, aufgegriffen. Gemeinsam haben sie die Ursachen für ständige Müdigkeit untersucht und hilfreiche Lösungen für die Frage „Warum bin ich immer müde und erschöpft?“ diskutiert.
Warum fühlen sich so viele Menschen immer müde und kaputt?
Dr. Schwarzl erklärt: „Ständige Müdigkeit gehört zu den häufigsten Beschwerden, mit denen Patienten ihren Hausarzt aufsuchen.“ Häufig jedoch bleiben die Antworten unbefriedigend. Begriffe wie „Frühjahrsmüdigkeit“ oder „Herbstmüdigkeit“ greifen oft zu kurz und werden der Komplexität des Problems nicht gerecht.
Die Ursachen für anhaltende Müdigkeit sind vielfältig und reichen von einfachen Lebensstilfaktoren über nährstoffbezogene Mängel bis hin zu medizinischen Problemen wie hormonellen Dysbalancen. Eine umfassende Anamnese, also ein intensives Gespräch über Gewohnheiten, Symptome und Belastungen, ist essentiell, um zu bestimmen, warum jemand immer müde ist.
Häufige, aber oft übersehene Ursachen für Müdigkeit
1. Nährstoffmängel und falsche Diagnosen
Das Standard-Blutbild, das in vielen Arztpraxen gemacht wird, umfasst oft nur 20 Parameter. Laut Dr. Schwarzl reicht das nicht aus, um die wahre Ursache für Müdigkeit herauszufinden. Zusätzliche Untersuchungen, etwa der Q10-Spiegel, die Mitochondrienfunktion, Vitamin-D-Werte oder andere Mikronährstoffe, können entscheidend sein. „Wir vergleichen uns ein bisschen mit Sherlock Holmes“, so Schwarzl. „Nur durch gezielte Tests und genaueste Analyse können wir die exakte Ursache feststellen.“
2. Störungen in den Mitochondrien
Mitochondrien, die Kraftwerke der Zellen, und ihr Produkt, das ATP, spielen eine zentrale Rolle bei der Energieproduktion. Ein Mangel an Q10 oder anderen Co-Faktoren kann dazu führen, dass diese „Kraftwerke“ nicht richtig arbeiten. „Wenn der Akku leer ist, funktioniert nichts mehr – so ist es auch mit unseren Zellen,“ betont Dr. Schwarzl.
3. Schlafprobleme und schlechte Schlafhygiene
Schlaf ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für ausreichend Energie. Jedoch können Faktoren wie Blaulicht von Bildschirmen, unzureichende Dunkelheit oder falsche Schlafgewohnheiten die Schlafqualität erheblich beeinträchtigen.
„Wir sehen oft, dass die Melatoninproduktion durch das abendliche Nutzen von Smartphones oder Tablets gestört wird“, erklärt Dr. Schwarzl. Abhilfe schaffen hier beispielsweise Blaulichtfilter, digitale Pausen und Routinen, die den Körper auf den Schlaf vorbereiten.
Ein Beispiel: Eine Patientin hatte trotz genügend Schlaf und gesunder Ernährung ständig mit Müdigkeit zu kämpfen. Erst als der Wecker 20 Minuten früher gestellt wurde, konnte sie vor der nächsten Tiefschlafphase aufwachen – und war plötzlich energiegeladener.
Chronische Müdigkeit: Ein Alarmsignal des Körpers
In der Episode betont Dr. Schwarzl, dass dauernde und chronische Müdigkeit häufig ein Alarmsignal des Körpers ist. „Sie kann auf schwerwiegende Erkrankungen wie eine Lebererkrankung oder eine Schilddrüsenunterfunktion hinweisen.“ Auch hormonelle Dysbalancen oder psychische Belastungen wie Stress und Burnout spielen eine große Rolle. Hier arbeitet Dr. Schwarzl eng mit Spezialisten wie Psychoneuroimmunologen, Spezialisten für Stress oder Hormonen zusammen, um ein ganzheitliches Bild zu erhalten.
Immer müde? Was tun, wenn Sie ständig müde sind
Dr. Schwarzl gibt praktische Tipps, wie Sie langfristig Ihre Energie steigern können:
- Gezielte Untersuchungen: Lassen Sie Ihre Mikronährstoffe, Mitochondrien und Hormone testen, um mögliche Mängel zu identifizieren.
- Schlafhygiene verbessern: Legen Sie digitale Geräte mindestens 30 Minuten vor dem Schlafengehen weg und schaffen Sie eine entspannte Abendroutine.
- Ernährung optimieren: Setzen Sie auf eine ausgewogene Kost und meiden Sie zuckerreiche Lebensmittel, die zu Blutzuckerschwankungen führen. Möglichst keine Rohkost nach 17 Uhr mehr.
- Bewegung und Frischluft: Regelmäßige kürzere Bewegungseinheiten können Wunder wirken, wenn sie sich müde fühlen. „Ein Spaziergang an der frischen Luft kann den Sympathikus anregen und Energie spenden“, so Dr. Schwarzl.
- Stress reduzieren: Achten Sie darauf, genug Pausen einzulegen und sich nicht von digitalen Medien überfluten zu lassen. Digitales Fasten kann hier helfen.
Fazit: Ihre Energie liegt in Ihrer Hand
Ständige Müdigkeit ist kein Zustand, mit dem Sie sich abfinden müssen. Wie die Episode von „Gesund werden, Gesund bleiben“ zeigt, gibt es zahlreiche Ansätze, um der Ursache auf den Grund zu gehen und langfristig mehr Energie zu gewinnen. Der wichtigste Schritt ist, sich selbst ernst zu nehmen und gegebenenfalls einen Spezialisten aufzusuchen.
Hören Sie sich die gesamte Podcast-Folge mit Dr. Andreas Schwarzl an und erfahren Sie mehr darüber, wie Sie wieder voller Energie ins Leben starten können. Vergessen Sie nicht, den Podcast zu abonnieren und uns Ihr Feedback zu hinterlassen – so bleiben Sie stets auf dem Laufenden!
Die Podcast Folge “Chronische Müdigkeit: Das könnte helfen” finden Sie auch auf Spotify und Apple Podcasts.
FAQ: Immer müde? Mangel an Schlaf, Nährstoffen oder Energie
Gibt es einen Unterschied zwischen Fatigue und ständiger Müdigkeit?
Ja, Fatigue beschreibt eine chronische und extreme Form von Erschöpfung, die oft trotz ausreichend Schlaf bestehen bleibt und mit anderen Krankheiten wie Autoimmunerkrankungen oder nach Infekten einhergehen kann. Ständige Müdigkeit hingegen kann viele Gründe haben, wie Stress, Schlafmangel durch Schlafstörungen oder Vitaminmangel. Die Ursachen sind oft gut zu beheben.
Hilft die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln bei Müdigkeit?
Nahrungsergänzungsmittel können bei diagnostizierten Mangelerscheinungen unterstützend wirken. So kann beispielsweise die Einnahme von Eisen, Folsäure und Vitamin B12 bei extremer Müdigkeit helfen. Wichtig ist jedoch eine ärztliche Abklärung, um das genaue Defizit zu bestimmen, da Müdigkeit auch andere Ursachen haben kann, wie körperliche oder psychische Erkrankungen.
Kann Müdigkeit nach einem Infekt normal sein?
Ja, nach einem Infekt wie einer Grippe oder einer Erkältung braucht der Körper oft etwas Zeit, um sich wieder zu regenerieren. Dauert es länger an, kann ein sogenanntes postinfektiöses Erschöpfungssyndrom vorliegen. Ähnlich wie bei Long-Covid-Syndrom. Wenn die Symptome jedoch länger bestehen, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden.
Wenn Sie sich trotz viel Schlaf dauernd müde und schlapp fühlen, kann das viele Gründe haben, die dahinter stecken. Suchen Sie am besten einen Arzt auf, um Erkrankungen oder z.B eine Schlafapnoe als Ursache auszuschließen.