Eisenmangel: Was tun, wenn der Körper streikt
Müdigkeit, Antriebslosigkeit, blasse Haut: Steckt Eisenmangel dahinter?
Viele Menschen fühlen sich dauerhaft erschöpft, leiden unter Schwindel oder Konzentrationsproblemen und suchen lange vergeblich nach einer Ursache. Ein möglicher, oft übersehener Grund: Eisenmangel.
Im Podcast mit Dr. med. Andreas Schwarzl spricht Host Maria, Model und Fitnesstrainerin, über ihre persönliche Leidensgeschichte und was sie heute anders macht.
Warum Eisen so wichtig ist
Eisen erfüllt im Körper gleich mehrere lebenswichtige Funktionen, doch vielen ist nicht bewusst, wie schnell ein Mangel entstehen kann. „Viele Symptome wie Müdigkeit oder Schwindel sind unspezifisch und werden oft nicht ernst genommen. Dabei kann ein Eisenmangel dahinter stecken“, so Dr. Schwarzl.
Eisen ist ein zentraler Baustein von Hämoglobin, also dem roten Blutfarbstoff, der Sauerstoff von der Lunge zu den Organen transportiert. Außerdem unterstützt es das Immunsystem und zahlreiche Stoffwechselprozesse. Im Körper befinden sich im Normalfall etwa 5.000 Milligramm Eisen, doch wenn dieser Speicher zur Neige geht, gerät vieles aus dem Gleichgewicht. Da der Organismus es nicht selbst herstellen kann, muss es täglich über die Ernährung, die reich an Eisen ist, aufgenommen werden.
Typische Symptome und Anzeichen eines Eisenmangels
Nährstoffmängel entwickeln sich oft schleichend und Eisenmangel Symptome werden daher häufig übersehen. Zu den häufigsten Anzeichen gehören chronische Müdigkeit und Erschöpfung, die selbst nach ausreichend Schlaf bestehen bleiben. Betroffene leiden oft unter Konzentrationsschwierigkeiten und fühlen sich geistig weniger leistungsfähig. Die Haut kann zudem blass wirken, da weniger Sauerstoff transportiert wird.
Weitere charakteristische Warnsignale sind Kopfschmerzen, Schwindel und Kurzatmigkeit bei leichter körperlicher Belastung. Viele Betroffene bemerken auch Herzrasen oder einen schnelleren Puls. Das sind typische Reaktionen des Körpers, der versucht, den Sauerstoffmangel zu kompensieren. Haarausfall und brüchige Nägel gehören ebenfalls zu den typischen Erscheinungen, die auf einen fortgeschrittenen oder auch leichten Eisenmangel hindeuten können.
Besonders gefährdet: Frauen, Sportler, Kinder, Vegetarier und Veganer
Einige Gruppen sind besonders anfällig für einen Eisenmangel. Eisenmangel bei Frauen kommt besonders häufig vor, da sie durch die monatliche Regelblutung regelmäßig Eisen verlieren. Auch Schwangere und Stillende haben einen erhöhten Eisenbedarf. Aber auch Sportlerinnen und Sportler wiederum verlieren Eisen nicht nur über den Schweiß, sondern auch durch die zusätzliche Beanspruchung des Körpers. Kinder, die sich noch im Wachstum befinden, benötigen ebenfalls mehr Eisen für ihre Entwicklung.
Vegetarier und Veganer nehmen Eisen oft in weniger gut verwertbarer Form zu sich, da Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln schlechter vom Körper aufgenommen wird, als das aus Fleisch. Hier ist es besonders wichtig, die Eisenaufnahme verbessern zu können.
Auch wenn Eisenmangel bei Männern seltener vorkommt, können auch sie darunter leiden.
Was entzieht dem Körper Eisen und was hemmt die Eisenaufnahme?
Einige Faktoren können den Eisenverlust verstärken oder die Aufnahme blockieren. Zu den häufigsten Ursachen zählen die monatliche Blutung bei Frauen, Schwangerschaft, Stillzeit und intensiver Sport. Auch Erkrankungen, wie chronische Blutungen, spielen eine Rolle.
Hinzu kommt, dass bestimmte Lebensmittel und Medikamente die Eisenaufnahme hemmen können. Dazu gehören:
- Kaffee und schwarzer Tee
- Milch
- Rotwein
- Lebensmittel, die Oxalsäure enthalten, wie Spinat oder Rhabarber
Medikamente und Säureblocker wie Protonenpumpenhemmer hemmen ebenfalls die Aufnahme von Eisen, da sie die Magensäure reduzieren, die für die Resorption wichtig ist. Dr. Schwarzl gibt zu bedenken, dass ein gesunder Darm entscheidend für die Eisenaufnahme ist. „Wenn der Darm nicht funktioniert, wird nicht gut resorbiert.“ Wer beispielsweise häufig Sodbrennen hat und Medikamente dagegen nimmt, sollte besonders achtsam sein.
Eisenmangel im Blut erkennen: Welche Eisenwerte und Blutwerte sind wichtig?
Für eine korrekte Diagnose sind mehrere Laborwerte nötig, was bei Eisenmangel eine umfassende Blutuntersuchung erforderlich macht. Viele Hausärzte testen jedoch nur das kleine Blutbild, das oft nicht ausreicht, um bei Eisenmangel die Blutwerte differenziert zu betrachten.
Laut Dr. Schwarzl sind dabei folgende Blutwerte entscheidend:
- Hämoglobin (Hb): Gibt Aufschluss über eine mögliche Anämie, denn bei Eisenmangel ist der Wert von Hämoglobin oft zu niedrig. Allein ist er aber nicht aussagekräftig genug.
- Ferritin: Beschreibt den Eisenspeicher im Körper. Ist der Ferritinwert zu niedrig, deutet das auf erschöpfte Reserven hin. Ideal ist ein Wert im oberen Drittel des Normbereichs.
- Transferrin und Transferrinsättigung: Sie bewerten die Transportfähigkeit und Beladung mit Eisen. Bei Eisenmangel kann die Transferrinsättigung zu niedrig sein.
- Kupfer und Zink: Wichtige Eisenwert-Kofaktoren im Eisenstoffwechsel.
- CRP (C-reaktives Protein): Entzündungswert zur Interpretation von Ferritin
Eisenmangel beheben: So geht’s
Ist ein Mangel festgestellt, lässt er sich meist gut behandeln:
1. Ernährung mit den richtigen Lebensmitteln optimieren
Die Basis jeder Behandlung ist eine ausgewogene Ernährung mit eisenhaltigen Lebensmitteln wie Leber, rotem Fleisch, Linsen, Quinoa, Amaranth oder grünem Blattgemüse. Auch in verschiedenen Getreidesorten ist Eisen enthalten, etwa in Haferflocken.
2. Tabletten und pflanzliche Präparate
Bei ausgeprägtem Mangel können Nahrungsergänzungsmittel bzw. Eisenpräparate möglichst mit guter Verträglichkeit helfen. Auch Pflanzenextrakte wie Brennnessel oder Bärlauch werden häufig eingesetzt. Wer von Eisentabletten Nebenwirkungen hat, kann auf eine Infusionstherapie ausweichen.
3. Eiseninfusion als Kickstart
Dr. Schwarzl ist von der Eiseninfusion überzeugt: „95 % meiner Patienten berichten nach wenigen Tagen von deutlich mehr Energie. Die Eiseninfusion kann ein echter Gamechanger sein“, berichtet der Schulmediziner.
Eisenmangel vorbeugen: Tipps für den Alltag
„Wer sich mit dem eigenen Eisenhaushalt beschäftigt, kann sich viele Jahre voller Energie und Gesundheit sichern“, versichert Dr. Schwarzl.
Diese Tipps kann jeder anwenden:
- Regelmäßige Blutkontrolle inklusive Ferritinwert
- Auf eine eisenreiche Ernährung achten
- Kaffee und Milch nicht gleichzeitig mit eisenhaltigen Mahlzeiten konsumieren
- Bei Symptomen gezielt nachfragen und umfassende Werte einfordern
Fazit: Eisenmangel erkennen und gezielt handeln
Ob Frau oder Mann, jung oder alt: Eisenmangel betrifft viele und bleibt oft unerkannt. Die gute Nachricht: Eisenmangel lässt sich behandeln und das ist meist einfacher, als viele denken. Mit dem Wissen aus dem Podcast sind Sie nun in der Lage, gezielter auf Symptome zu achten und Ihren Arzt konkret ansprechen.
🎧 Noch mehr Tipps und Erfahrungswerte dazu gibt es im Podcast mit Dr. Andreas Schwarzl. Jetzt reinhören bei Apple Podcasts oder Spotify.
Häufig gestellte Fragen zu Eisenbedarf und Eisenmangel
Was sind die normalen Eisen-Grenzwerte im Blut?
Der normale Eisenwert im Blut variiert je nach Alter, Geschlecht und Lebensphase. Um Eisenmangel vorzubeugen, sollte der Ferritin-Wert idealerweise bei 60-140 µg/dl (Frauen) bzw. bei 75-150 µg/dl (Männer) liegen. Da der Versorgungsstatus mit Eisen Schwankungen unterliegt, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung eine Kombinationsanalyse verschiedener Indikatoren.
Wann ist der Wert von Hämoglobin bei einer Eisenmangelanämie zu niedrig?
Der Hämoglobinwert ist zu niedrig, wenn er unter 12,5 g/dl (Frauen) bzw. 13,5 g/dl (Männer) fällt. Dies deutet auf Blutarmut hin. Eine Eisenmangelanämie entsteht, wenn der Eisenmangel so weit fortgeschritten ist, dass nicht mehr genügend rote Blutkörperchen gebildet werden können. Dies lässt sich durch Eisenzufuhr beheben.
Warum sollte man Eisen mit Vitamin C einnehmen?
Eisen mit Vitamin C einzunehmen verbessert die Aufnahme erheblich, denn Vitamin C wandelt das schlechter verwertbare dreiwertige Eisen in besser verwertbares zweiwertiges Eisen um. So kann es vom Magen-Darm-Trakt viel besser aufgenommen werden. Deshalb ist die Einnahme von Eisen zusammen mit einem Glas Orangensaft empfohlen.
